In Kassel ohne Berge Fahrrad fahren
Als Nachtrag zu dieser Konrad-Geschichte der einzigen gedruckten regionalen Tageszeitung soll noch kurz auf die angeblich fahrradfeindliche Topografie in Kassel eingegangen werden. Die „Feindlichkeit“ hängt nämlich in den meisten Fällen von der Perspektive und den gewohnten Wegen ab.
„Kasseler Becken“
Kassel liegt im Talkessel des Fuldatals, wobei die Stadt im Westen und Süden bis an die umgebenden Bergzüge des Kessels heran reicht. Das Stadtgebiet ist östlich sowie entlang der Fulda und in der Nordstadt zum größten Teil fast eben, westlich der Fulda erhebt sich die Stadt aus dem Fuldatal (bis schließlich hoch auf das Hohe Gras). In diesem Gebiet wird die Stadt von kleinen Höhenzügen und (Bach-) Tälern durchzogen, die zum Teil einen nicht unerheblichen Höhenunterschied aufweisen.
Straßen- und Radwegführung
Diese Höhenunterschiede lassen sich sehr gut erfahren, indem der Radfahrer den großen, bekannten Straßen folgt – selbst in der ansonsten größtenteils flachen Nordstadt:
- Wilhelmshöher Allee
- Holländische Straße
- Frankfurter Straße
- Querallee
- Friedrich-Ebert-Straße zwischen Querallee und Stadthalle und anschließend Freiherr-vom-Stein-Straße
- Eugen-Richter-Straße
Diese kleine Auswahl an für den Auto- oder ÖPNV-Fahrer schnellen Verbindungen in der Stadt steht allerdings auf Grund von „knackigen Steigungen“ gerade nicht für schnelle und schweißfreie Radwege. Und da diese Straßen stark befahren sind, ist auch noch Stress garantiert.
Abseits der großen Straßen gibt es aber nicht nur weniger Autoverkehr, sondern auch deutlich weniger Steigungen und Ampeln. Dazu muss die Topografie betrachtet werden, nicht die Breite der Straße. Für obige Auswahl gibt es folgende Radwege als Alternativstrecken:
- Königstor und weiter in der Goethestraße bis zum Bahnhof Wilhelmshöhe
- Gottschalkstraße, Fiedlerstraße, anschließend Radweg entlang der Ahne
- Menzelstraße/Auedamm/Waldauer Wiesen, Knorrstraße/Giesenallee, Korbacher Straße
- Bebelplatz und Kirchweg/Kölnische Straße
- Kirchweg, Goethestraße – wobei die Steigung am Bebelplatz noch moderat ist
- Radwege entlang der Bahnstrecke nach Süden zur Leuschnerstraße
Echte Fahrradfeindlichkeit
Der größere Feind des Radfahrers sind bei Berücksichtigung der Kasseler Topografie allerdings rücksichtslose Autofahrer. Aber so, wie sich der Radfahrer an Berge gewöhnt, müssen sich die Individualverkehrenden an schwächere, aber trotzdem schnelle Verkehrsteiler gewöhnen.
1 nick aus kassel schrieb am 02.07.2012:
Was noch zur Sicherheit der Radfahrer hinzuzufügen ist: Radfahrer müssen (laut Urteil) an parkenden Autos mit 1 Meter Seitenabstand vorbeifahren (falls nicht droht Mitschuld bei Fahrt gegen geöffnete Autotür). Das heißt bei den "tollen Kasseler Sicherheitsstreifen" quasi auf der Markierung fahren. Da Autos Radfahrer laut Vorschrift mit ca. 1,5 Meter Seitenabstand überholen müssen, ist ein Überholen i.A. bei Gegenverkehr nicht möglich. Beim täglichen Fahren erlebt man genau das Gegenteil. So bleibt einem Radfahrer eigentlich nur die Möglichkeit, durch entsprechend offensive oder "unsichere" ;-) Fahrweise sein Recht bzw. seine Sicherheit einzufordern. Für aggressive und uneinsichtige Autofahrer habe ich immer einen Handzettel dabei, den sie bei der nächsten roten Ampel an die Scheibe bekommen. Hilft (meist...) LG
2 Robert aus Nordhessen schrieb am 03.07.2012:
Interessant. Nachdem ich vor ein paar Wochen – quasi zum Start der Freizeitradler-Saison – über diese Regelung in einer (überregionalen) Zeitung las, hatte ich den gleichen Verdacht: Überholen nicht möglich. In der Altenbaunaer Straße zwischen Bahnhof Oberzwehren und Einmündung Frankfurter Straße hätte sich die Stadt also den Fahrradstreifen sparen können, da in der Straßenmitte die Tram auf eigenem Gleisbett fährt, beide Richtungen also „baulich voneinander getrennt sind“.
Ansonsten handhabe ich es ähnlich: Offensive, aber vorausschauende Fahrweise und wenn es kritisch werden könnte, einfach aus dem Sattel gehen und „von oben auf die Autofahrer herabschauen“. Von den Reiterstaffeln lernen, heißt siegen lernen – oder so ähnlich ;-)
3 Cheyanna schrieb am 14.05.2016:
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