Ideologisch motivierte Fehlinvestitionen in Kassel
Eine kleine Ergänzung zum Standpunkt des HNA-Chefredakteurs, das Fahrradverleihsystem »Konrad« sei eine „ideologisch motivierte Fehlinvestition“, mit dem Ziel, die Debatte ebenfalls zu versachlichen: In diesem Artikel hier finden sie eine weitere solcher Investitionen in Nordhessen, über die die einzige gedruckte Tageszeitung nicht berichtet. Gegen jenes Investitionsvolumen ist »Konrad« mit „ein paar Millionen im Jahr“ allerdings schon fast „eine Erdnuss“ – Peanuts:
Flughafen Kassel-Calden: Millionen im Sand
Für mittlerweile rund 270 Millionen Euro wird in der Nähe von Calden eine riesige Fläche für einen kleinen Regionalflughafen umgestaltet. Das sind zwei Größenordnungen mehr Steuergeld alleine für den Bau. Über die Folgekosten ist bislang noch nicht gesprochen worden. Es ist zu befürchten, dass der Flughafen anschließend nur mit einem Zusatzbeitrag der nordhessischen Steuerzahler am Leben erhalten werden kann. Es droht eine Fehlinvestition, weil Markt und Umsatz, Nachfrage und Organisation jämmerlich falsch eingeschätzt wurden.
An diesem Punkt gehe ich d'accord mit dem Chefredakteur, wenn auch in anderem Zusammenhang.
Geld, das anderswo fehlt
Und auch diese Parallele zwischen Konrad und dem Flughafen ist frappierend für FR-Leser, die ein gewisses Vertrauen in kompetente Schülerarbeit haben: Konrad wird nicht privatwirtschaftlich betrieben
– der Flughafen ebenfalls nicht und wird wohl nie rentabel arbeiten
. Dazu der Chefredakteur (in Bezug auf Konrad) und ich habe dem in Bezug auf Kassel-Calden nichts hinzuzufügen:
Die Stadt wird unter dieser ideologisch motivierten Fehlinvestition zu leiden haben. […] es reicht in vielen sozialen Bereichen nicht mehr für die nötigsten Dinge […] weil die Stadt ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen kann. Und sich dennoch auf finanziell absurde Abenteuer wie Konrad [oder den Flughafen] einlässt.
Der Markt ist übersättigt – und wir dürfen zahlen
Wie absurd dieser Flughafen angesichts seiner Nachbarschaft ist, haben nicht nur die Schüler theoretisch herausgearbeitet, sondern kann man in Thüringen auch praktisch sehen: Der Freistaat zwingt den Regionalflughafen Erfurt-Weimar zum Sparen, Stellenabbau inklusive (via kassel-zeitung). Der status quo wird bereits als flügellahm
beschrieben und ab 2013 drohe dann die Kannibalisierung durch Kassel-Calden. Damit werden gleichzeitig die thüringischen und die (nord-) hessischen Steuerzahler für zwei „Pinguine“ (können nicht fliegen) „abgezockt“.
P.S.: Dieser Artikel könnte nach der Einführung eines „Leistungsschutzrechts“ nicht erscheinen.
1 HNA Watchblog aus Nordhessen schrieb am 24.06.2012:
Beschäftigt man sich mit der Geschichte des Flughafens Kassel-Calden und vergleicht den Flugbetrieb auf dem jetzigen Platz von 1970 bis heute mit der Planung auf dem zukünftigen Platz, so fallen doch gewisse Ähnlichkeiten auf: Mehr oder weniger No-Name-Fluggesellschaften, die zum Teil zwischendurch wegen Sicherheitsmängeln nicht fliegen durften. Wir werden erleben, ob sich Geschichte wiederholt.
2 HNA Watchblog aus Nordhessen schrieb am 25.06.2012:
Ein Fahrradverleihsystem kann übrigens auch erfolgreich werden, trotz vorheriger Durststrecke, nämlich z.B. in Frankreich. Doch ein Chefredakteur meint ja schon nach wenigen Monaten ein Urteil fällen zu müssen.
Für den Flughafen gibt es allerdings keine derartige Schätzung, sondern es wird mittlerweile offen von einem dauerhaften Zuschussbetrieb ausgegangen – wegen eines „volkswirtschaftlichen Gewinns“, der monetär nicht zu erfassen sei.
3 Jacklynn schrieb am 14.05.2016:
Now I feel stiudp. That's cleared it up for me