Mindestlohn und Arbeitslosigkeit
von Gastautor Heinrich:
In der HNA vom 29.1.2009 sagte der Göttinger Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte, Walter Reese-Schäfer, die Einführung des Mindestlohnes kann aber bekanntlich die Arbeitslosigkeit bei uns auch erhöhen, weil einfache Arbeiten nicht mehr bezahlt werden können bzw. Menschen, die nur für solche Arbeiten qualifiziert sind, aus dem Arbeitsmarkt herausfallen.
Diese Äußerung ist aus mindestens zwei Gründen infrage zu stellen. Was passiert eigentlich, wenn Reinigunspersonal und all die anderen unterbezahlten Beschäftigten ihren Job nicht mehr tun? Ist ein Teil der Hygieneprobleme in Krankenhäusern nicht heute schon damit zu erklären, dass die neoliberale Sucht nach Kostendämpfunh zwecks Gewinnsteigerung zu personeller Untersbestzung geführt hat?
Wer entscheidet eigentlich, dass „einfache Arbeiten nicht mehr bezahlt werden können“? Sind das nicht die gleichen Hersteller und Nutznießer der sozialen Kälte, die heute das 450-fache eines Facharbeiterlohns einstreichen, wo zu Zeiten des gebändigten Kapitalismus das 15- bis 20-fache üblich war?
Und all den christdemokratischen Gegnern des Mindestlohnes lege ich nahe, einen Blick ins Neue Testament zu werfen. Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg werden sie sehen, dass Menschen Bedürfnisse haben, ohne deren Befriedigung sie nicht überleben können.
Ja, und unseren unermüdlichen Kämpfern für Steuersenkungen zu Gunsten der Besserverdienenden rate ich an, beim Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, nachzulesen, was er in Das Kapital auf Seite 36 zum »Verlust an Freiheit« in dieser unserer Gesellschaft zu sagen hat.
1 Robert aus Nordhessen schrieb am 23.02.2009:
Der genannte Artikel steht übrigens in diesem Kontext.
Und Bischof Marx fragt über die Freiheit, wie es denn sein könne, dass es so viele Gefährdungen der Freiheit gebe (Unternehmer: wirtschaftliche, Arbeitnehmer: Gestaltung der Arbeitsbedingungen, Arbeitsloser: berufliches Schicksal, Armer: Lebensgestaltung), obwohl wir glauben in der freiesten Gesellschaft zu leben?