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HNA Watchblog

Anmerkungen zu einer Tageszeitung in Nordhessen

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Anmerkungen zum Umbau der Salzmann-Fabrik

Eingestellt am 08. Dezember 2012 um 11:56 Uhr » Politik (Nord-) Hessen Medien

Salzmann und kein Ende. Nun berichtet die einzige gedruckte Tageszeitung der Region über einen Baustopp und ungeklärte Fragen zur Schadstoffbelastung des Geländes. Dabei bleiben allerdings trotzdem einige Aspekte im Dunklen, wie Informationen aus dem Salzmann-Umfeld vermuten lassen:

Zunächst muß die Angabe, das Abbruchunternehmen habe die Arbeiten „Ende November“ gestoppt, wohl korrigiert werden. Die Abrissarbeiten wurden vor inzwischen etwa zwei Monaten eingestellt. Nachbarn des Salzmann-Grundstücks berichten, seither habe es keinerlei Aktivitäten mehr auf dem Gelände gegeben. „Ende November“ wurden jedoch die letzten Baumaschinen, Bagger und Container abgeholt. Anwohner beobachteten, dass sogar ein bereits mit Bauschutt beladener Container vor Ort wieder ausgekippt und leer abtransportiert wurde.

Innenhof der Salzmann-Fabrik
Zustand der Salzmann-Fabrik Anfang November (!) – dort standen die denkmalgeschützten, aber einsturzgefährdeten Sheddachhallen.

Weiterhin wurden – laut Angaben von ehemaligen Mitarbeitern der alten Firma Salzmann, die das Projekt weiterhin beobachten und das Gebäude gut kennen – nicht nur die Abbrucharbeiten an den Außenanlagen eingestellt wurden, sondern auch die Entkernungen im Inneren der Fabrik. Dort, wo bereits im kommenden Frühjahr die HUK-Versicherung einziehen sollte (jedenfalls laut Mietvertrag) und wo einst auch das »Technische Rathaus« seinen Platz finden soll, stehen die Wände und Mauern, die eigentlich längst hätten entfernt sein sollen, immer noch. Diese Bereiche wurden erst vor etwa zehn Jahren neu eingerichtet – es ist also höchst unwahrscheinlich, dass hier „Chemikalienrückstände im Wandputz“ oder sonstige Vergiftungserscheinungen den Abriss verzögern.

Interessanterweise haben eben diese o.g. Beobachter in den letzten Wochen weder Gutachter noch Entsorgungsexperten auf dem Gelände gesichtet.

Dann kann in einem anderen Artikel dieser Zeitung über den Wintereinbruch in Nordhessen gelesen werden. Ist es wirklich vorstellbar, dass weitere Massnahmen gerade jetzt unterbleiben, und dass das Gebäude womöglich monatelang im derzeitigen Zustand verbleibt, mit offenen Fenstern und Türen, mit großen Löchern im Mauerwerk, zugänglich für jedermann (auch für spielende Kinder, die schon beobachtet wurden)? Unterstellt, es sind tatsächlich gesundheitsgefährdende Stoffe in den Schuttbergen verborgen – will man den Anwohnern (die sich verständlicherweise Sorgen machen und bisher nicht informiert wurden) tatsächlich über einen längeren Zeitraum zumuten, direkt neben einer Giftdeponie zu leben? Das kann niemand ernsthaft glauben.

Dennis Rossing, der nie zurückhaltend war, wenn es darum ging, seine Pläne und Projekte öffentlich zu promoten, will sich nun nicht mehr äußern und erteilt auch seinem Architekten und „Pressesprecher“ Redeverbot. Die Vermutung, er sei aufgrund der bisherigen Berichterstattung beleidigt und rede deshalb nicht mehr mit der Presse, ist abwegig. Mit wem will er sonst reden, wenn er Spekulationen und Gerüchten vorbeugen will? Es gibt ja in Kassel keine anderen Medien mit einer entsprechenden Reichweite.

Und die Spekulationen schiessen ins Kraut. In Bettenhausen (und darüber hinaus) vermutet man schon lange, es gäbe finanzielle Gründe für den Baustopp. Die Frage, wie es um Rossings wirtschaftliche Potenz tatsächlich steht, wird nicht erst seit dem Eishallen-Desaster gestellt. Sollte an den Gerüchten nichts dran sein, so wäre ihm zu raten, endlich auch öffentlich Klarheit zu schaffen. Wie sonst will er für das Salzmann-Objekt die dringend benötigten Mieter finden?

Dieser Tage jährt sich der STAVO-Beschluss zur Anmietung des „Technischen Rathauses“ zum ersten Mal. Das wäre vielleicht eine gute Gelegenheit, den gesamten Themenkomplex Salzmann-Eishalle-Rossing endlich aufzuarbeiten und auch die Öffentlichkeit in vollem Umfang über den Stand der Dinge zu informieren. Natürlich ist da auch die Stadt gefragt – und niemand verstecke sich bitte hinter dem abgestandenen Argument, Rossing sei ein „privater Investor“ und könne mit seinen Immobilien tun und lassen, was er will. Das Thema Salzmann ist von erheblichem öffentlichen Interesse – kein anderes Thema hat die Stadtpolitik und die Stadtgesellschaft in den letzten Monaten derart polarisiert; man erinnere sich nur an die hoch emotional geführte STAVO-Sondersitzung. Und schließlich ist es die Stadt Kassel, die durch den angestrebten und immer noch nicht unterschriebenen Mietvertrag das Projekt überhaupt erst ermöglicht.

Genug Stoff also für intensive Recherchen eines investigativen Mediums. Nach der Berichterstattung über die angebliche Hypothekenbelastung der Salzmannfabrik bekamen die zuständigen HNA-Mitarbeiter erheblichen Ärger. Gut, das war nicht schön, kann aber passieren – und sollte die Redaktion nicht davon abhalten, an dem Thema dran zu bleiben und dafür zu sorgen, dass die Öffentlichkeit endlich über die wahren Hintergründe des Schauerstücks informiert wird. Sonst macht’s nämlich keiner.


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