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HNA Watchblog

Anmerkungen zu einer Tageszeitung in Nordhessen

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Und täglich grüßen die Facebook-Fans [Update]

Eingestellt am 17. Juli 2010 um 08:56 Uhr » Medien

Die große regionale Tageszeitung wirbt regelmäßig um ihre Leser als Fans im so genannten „Sozialen Netzwerk“ Facebook. Dabei sind der Zeitung nicht erst seit gestern schwere Datenschutzbedenken dem Unternehmen gegenüber bekannt. Das ficht die Online-Redaktion anscheinend nicht, trotzdem regelmäßig Werbung für Facebook zu machen.

Allein die Bezeichnung „Soziales Netzwerk“ für Internetplattformen, in denen man sein tatsächliches soziales Netzwerk offenbart, ist schon irreführend: Was soll ein Unternehmen, das als einziges Kapital Berge voller Nutzerdaten hat, soziales mit diesen Daten anfangen? (Oder würden sie einem Fremden ihren kompletten Freundeskreis mit allen Vorlieben und ihrer Privatsphäre anvertrauen?) Der Blogger Don Alphonso hat sich bereits 2006 Gedanken über die so genannten „sozialen Netzwerke“ und ihre Fanboys gemacht. Die Ablehnung der Freundschaft innerhalb einer solchen Plattform hat demnach nichts mit Unfreundlichkeit, sondern Respekt vor der Privatsphäre zu tun. Auch der Autor dieser Zeilen pflegt seine sozialen Kontakte lieber im echten Leben. Ein Jahr später hat Don Alphonso übrigens einen Artikel über die Korrumpierbarkeit sozialer Netzwerke nachgeschoben. Das sind Geschichten, die so manche Online-Redaktion wohl eher ungern liest.

Doch noch bleibt die Onlineredaktion der großen Tageszeitung aus Kassel standhaft und hält Facebook die Treue – trotz immer noch bestehender schwerer Datenschutzbedenken gegen die Plattform. Die Zeitung allerdings braucht sich um diese Bedenken kaum zu kümmern, schließlich betreffen diese nicht sie, sondern Facebook. Merkwürdig ist schon, dass die HNA weiterhin „Fans“ bei Facebook sucht, obwohl nicht nur Verbraucherzentralen von der Plattform abraten und sich die Bundesministerin für Verbraucherschutz dort wieder abgemeldet hat. Selbst ein Bußgeldverfahren des Hamburger Datenschützers hat bislang zu keinem Überdenken der Strategie in sozialen Netzwerken geführt. Nordhessische.de kann nur raten:

D'rum prüfe, wer sich ewig bindet.

Und wer erst gar nichts mit sozialen Netzwerken anfangen kann, braucht sich auch gar keine Sorgen zu machen.

Update: Der Knopf „Gefällt mir“

Im Datenschutz-Blog gibt es einen Artikel über die datenschutzrechtliche Problematik des so genannten „Like-Buttons“ – in der deutschen Version heißt das „Gefällt mir“. Auch die Webseite der regionalen Tageszeitung bindet diesen Knopf ein. Die Vermutung der Datenschützer ist, dass personenbezogene Daten selbst von Besuchern der Seite erhoben werden, die nicht Mitglied bei Facebook sind. Daher lautet das Fazit des Datenschutz-Blogs:

Der Like-Button kann von Webseiten-Betreibern eingesetzt werden, sofern angenommen wird, dass die Übermittlung der Daten an Facebook erforderlich ist, um die Verlinkung zu ermöglichen und insoweit §15 Abs. 1 TMG als Rechtsgrundlage gewertet wird. In jedem Fall müssen die Datenschutzerklärungen der Webseiten-Betreiber auf den Facebook-Like-Button eingehen. Es ist zudem empfehlenswert, etwaige Stellungnahmen der Aufsichtsbehörden und Gerichtsentscheidungen zu beobachten.

Tipp von Nordhessische.de: Installieren Sie in ihrem Firefox die Erweiterung NoScript, um Zugriffe auf die Webseiten von Facebook zu blockieren oder sperren Sie Facebook gleich via Hosts-Datei aus. Betroffen sind die Server facebook.com und fbcdn.com.

Dieser Artikel erschien zuerst auf http://nordhessische.de/news.php?id=1599&c=52.


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